Die Goldmacherin Historischer Roman by Sybille Conrad

Die Goldmacherin Historischer Roman by Sybille Conrad

Autor:Sybille Conrad [Conrad, Sybille]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: hist. Roman
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2010-08-03T22:00:00+00:00


33

Und? Ist noch etwas übrig in den Geldtruhen aus Neustadt?« Der Armbruster Pankraz nestelte den Lederriemen des Armschildes los.

Romuald streckte die Beine unter dem Feldtisch aus. Die Auszahlung war endlich vorbei. Zwei Stunden lang hatte er hier vor dem Zelt in der milden Sonne die Listen geschrieben.

»Du glaubst noch an Wunder.« Einen Augenblick schaute er den Schwalben hoch im Himmel drüben über dem Feldlager nach.

»Es ist ein Kreuz mit dem Kaiser.« Pankraz war groß und breit wie ein Mühlstein. Er nestelte die Knieschienen ab und ließ sie im hohen Gras liegen. Sein gefurchtes Gesicht war gerötet vom morgendlichen Ausritt zu den Grenzhügeln. »Die ungarischen Späher brauchen doch nur die entlassenen Söldner zu zählen, die jetzt in den Dörfern marodieren.« Er spie aus. »Es wird nicht lange dauern, dann greifen sie uns an.«

Auf Geheiß des Heerführers, des Fürsten Cilli, hatte Romuald mit den letzten Gulden gerade noch die Offiziere ruhigstellen können. »Die Münzen werden schon kommen. Der Kaiser weiß auch, dass …«

»Fall nicht auf das Geschwätz von Cilli rein«, schnitt Pankraz ihm das Wort ab. Dann nahm er sich einfach Romualds Krug und soff das Wasser an der Zotte. Er ließ einen Seufzer der Erleichterung hören. »Vor zwei Jahren hat der Kaiser das Silbergeld so verschlechtert, dass bald keiner die Münzen mehr hatte nehmen wollen. Schinderlinge hat das Volk sie getauft. Dann hat er sie allesamt wieder einsammeln müssen.Wer weiß, auf welche Einfälle er nun kommt?«

Romuald hatte schnell begriffen, kaum dass er sich als Wappner um den Nachschub an Waffen kümmern sollte, dass des Kaisers Truhen leer waren. Wo immer es ging, tauschte er die wenigen Münzen aus den Prägestätten des Kaisers gegen Geld um, dem man mehr vertraute. »Mit einem fremden Gesicht auf der Münze kann ich mehr Nachschub beschaffen als mit dem des Landesherrn.«

Pankraz wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn. »Wen wundert’s auch. Der ewige Streit des Kaisers mit seinem Bruder um Wien ruiniert die Stadt wie das Land. Letzten Sommer haben sie die Wälle belagert, und ums Haar gab’s Krieg. Nun ist schon wieder Unrast um den Landtag, den der Wiener Bürgermeister für Juli einberufen hat, obwohl der Kaiser die Versammlung verboten hat.« Pankraz schaute hinüber zu einem Ochsenkarren, der durch den breiten Abstand zwischen den Zelten fuhr. »Wenigstens haben wir was zu fressen.« Er drehte sich um. »Wir werden bald hinunter an die Donau ziehen, verlass dich drauf.«

Pankraz wusste über die Händel der Herrn Bescheid. Er war lange genug auf den Schlachtfeldern, doch noch immer waren alle seine Glieder heil. Er galt als der beste Armbruster des kaiserlichen Heers. Romuald rollte die Listen ein. »Der Grünwald und der Hemmer wetten darauf, dass wir einen Ausfall rüber nach Ungarn machen sollen, das sich schon wieder mit Böhmen verbündet«, sagte er.

Pankraz schürzte die dicke Unterlippe. »Glaubst du, dass der König Matthias dort mehr Gold in den Truhen hat als unser Kaiser? So viel Krieg, wie er schon geführt hat.« Er winkte mit dem kräftigen Arm ab. »Die Überfälle hier auf die Grenzdörfer, das ist nur Geplänkel.«

Romuald sammelte sein Schreibzeug ein und verstaute es sorgfältig.



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